Ohne Kunst und Kultur wird's still!
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DIE RETTER
Rohonczy, Kautz, Niczky – drei Menschen aus dem Mittelburgenland
Theater Uraufführung
PREMIERE im OHO
Donnerstag, 13. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OHO * Freitag, 14. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OHO * Samstag, 15. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OHO * Freitag, 21. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OHO * Samstag, 22. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OHO * Matinee * Sonntag, 23. März 2025 * 11:00 Uhr
VORSTELLUNG GÜSSING, STADTSAAL * Freitag, 28. März 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG KULTUR KONGRESS ZENTRUM EISENSTADT * Mittwoch, 02. April 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG OBERPULLENDORF, STADTSAAL * Mittwoch, 09. April 2025 * 19:30 Uhr
VORSTELLUNG KUGA, GROSSWARASDORF / VELIKI BORIŠTOF * Mittwoch, 30. April 2025 * 19:30 Uhr
Eintritt Premiere: VVK € 27,– / AK € 30,– (*ermäßigt VVK € 25,– / AK € 27,–)
Eintritt: VVK € 22,– / AK € 25,– (*ermäßigt VVK € 20,– / AK € 23,–)
Kartenbestellung: 03352-38555, info@oho.at oder online hier >>
Eine Koproduktion der Theaterinitiative Burgenland / Landestheater der Autor:innen mit dem Offenen Haus Oberwart
Die begleitende Ausstellung wird von der Roma Volkshochschule Burgenland umgesetzt und finanziert.
Das Theaterstück DIE RETTER diskutiert im Stile eines Doku-Dramas die Frage, inwieweit diese drei Personen tatsächlich als Lebensretter, wenn nicht gar Helden im Sinne eines passiven Widerstandes gegen ein mörderisches Regime zu bewerten sind.
Dabei treten durch Interviews, die mit Menschen unterschiedlichster beruflicher und geistiger Orientierung vor Kamera geführt wurden, differenzierende Einschätzungen und Bewertungen zutage, die auch unsere heuteige Beziehung zu zivilem Ungehorsam
sowie identitätspolitische Fragen thematisieren.
V.l.n.r.: Reinhold G. Moritz © Hilde van Mas (2024), Peter Wagner © Jennifer Vass, Petra Strasser © MichleMahal, Katharina Tiwald © Jennifer Vass, Alfred Masal ©zVg, Wolfgang Horwath © Jennifer Vass
DER BURGENLÄNDISCHE SCHINDLER?
Das Magazin Profil beschrieb 1995 Baron György Rohonczy als den „burgenländischen Oskar Schindler“. György Gedeon Rohonczy
von Felsőpulya wurde am 1. Dezember 1884 in Czernowitz in eine adelige Familie geboren. Die Familie besaß ein Kastell in Oberpullendorf und seit 1901 auch das Herrenhaus und den Meierhof in Mitterpullendorf.
György wuchs in Budapest auf und studierte Rechtswissenschaften.
Nach Abschluss seines Studiums wurde er Vizestuhlrichter im Bezirk Pullendorf. Später widmete sich der Jurist der Landwirtschaft
und begann, den Gutshof der Familie in Mitterpullendorf (ungarisch: Középpulya) zu bewirtschaften. Rohonczy besaß 74 Hektar Land, auf dem er 25 Milchkühe hielt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde sein Betrieb kriegswichtig, da er Milch an das Krankenhaus Oberpullendorf lieferte. Doch als immer mehr seiner Arbeitskräfte zur Wehrmacht eingezogen wurden, geriet die Bewirtschaftung in Schwierigkeiten.
RETTUNG DURCH ARBEIT
Zeitgleich errichteten die Nationalsozialisten in Lackenbach ein sogenanntes „Zigeunerlager“, in das sie Roma aus der Region deportierten. Rohonczy entschied sich, Roma aus dem Lager als Arbeiter für seinen Gutshof einzusetzen. Mit der Zeit forderte er jedoch mehr Arbeitskräfte an, als er tatsächlich benötigte, darunter auch Frauen und Kinder. Auf diese Weise rettete er 121 Menschen vor der Deportation. Sie wohnten in Arbeiterunterkünften auf dem Meierhof und erhielten eine gute Verpflegung.
Als die Deportationen nach Łódź begannen, wurde die Lage für die Roma auf dem Rohonczy-Gutshof gefährlich. Der Baron unterstützte
aktiv die Flucht seiner Arbeiter und ermöglichte es mindestens 50 von ihnen, über die Grenze nach Ungarn zu entkommen.
Berichten zufolge hing Rohonczys Sympathie für die Roma mit seiner Liebe zur Roma-Musik zusammen; er ließ sich sogar von Roma auf der Violine unterrichten. Der Langentaler Rom Adolf Pápai sagte 1995: „Ja, der Baron hat viele gerettet.“ Und 2006 erinnerte er sich: „Irgendwie hat meine Mutter das Lager Lackenbach überlebt. Sie ist hinausgekommen zum Baron zur Arbeit.“
ERNST KAUTZ: EIN WEITERER RETTER
Rohonczys Handeln inspirierte andere Gutsbesitzer in der Region, ihm zu folgen. Einer von ihnen war Ernst Kautz, der Pächter des Esterházyschen Meierhofs in Unterpullendorf (ungarisch: Dolnja Pulja). Kautz wurde am 8. März 1908 in Raiding (ungarisch: Doborján) in eine Bauernfamilie geboren. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stand er vor der Wahl: Dienst mit der Waffe oder Übernahme des heruntergekommenen Meierhofs in Unterpullendorf, um „Brot für die Soldaten zu erzeugen“.
Im Jahr 1943 suchte Kautz das Lager Lackenbach auf, um dort Arbeitskräfte anzuwerben. Dort traf er auf den Rom Géza Horváth,
einen Musiker, den er von Kirtagen her kannte, und versprach ihm: „Géza, ich hole dich da raus, du brauchst keine Angst haben.
Deine ganze Familie hole ich da raus!“
Kautz brachte schließlich vier Roma-Familien – unter dem Vorwand, dass auch Frauen und Kinder auf dem Meierhof arbeiten sollten – aus dem Lager nach Unterpullendorf. Willi, das sechste Kind der Familie Horváth, erinnerte sich später: „Der Gutspächter Kautz hat uns alle, weil er uns aus dem Lager auf den Meierhof geholt hat, vor der Deportation in ein Vernichtungslager der Nazis bewahrt – was wir ihm auch nie vergessen werden!“ Als die Rote Armee zu Ostern 1945 den Meierhof erreichte, geriet Kautz in Lebensgefahr. Die Soldaten hielten ihn für einen Bourgeois oder einen Hitler-Anhänger und wollten ihn erschießen.
Doch Katharina, die Frau von Géza Horváth, kniete vor dem russischen Kommandanten nieder und flehte um Kautz’ Leben. Der
Kommandant verschonte ihn, und Katharina sagte: „Du hast unser Leben gerettet, jetzt konnte ich deines retten!“ Als wenig später
ein betrunkener Soldat Kautz erschießen wollte, schlug Laci, ein Sohn der Familie Horváth, ihm das Gewehr aus der Hand und rettete somit erneut das Leben des „Chefs“, wie Kautz von den Roma respektvoll genannt wurde.
GRAF LADISLAUS NICZKY
Auch Graf Ladislaus Niczky, der letzte der Niczky-Grafen von Nebersdorf (ungarisch: Ligvánd) war ein guter Bekannter von György
Rohonczy. Niczky wurde am 12. März 1905 in Sopron / Ödenburg geboren. Seine Eltern waren Paul Niczky und Margit Maria, geborene Esterházy. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde Niczky von den Nationalsozialisten mehrfach schikaniert. Auch ihm fehlten Arbeitskräfte auf den Gütern des Schlosses in Nebersdorf. Gemeinsam mit seinem Jäger Johann „Jonči“ Palatin holte Niczky Roma aus dem Lager Lackenbach, um sie auf seinem Gutshof zu beschäftigen.
Zeitzeuge Adolf Pápai, geboren 1931, berichtete: „Ich hatte das Glück, 1943 das Lager verlassen zu können und beim Jäger des Grafen auf Schloss Nebersdorf in Dienst genommen zu werden.“
Pápai weiter: „Der Graf hat viele Roma, meine Mutter, meine Schwester und auch viele andere, die er gar nicht zum Arbeiten gebraucht hat, aus dem Lager herausgenommen und so ihr Leben gerettet. Er war einmalig.“
Wie viele Menschen der Graf genau retten konnte, ist unbekannt. Später musste er das Schloss verkaufen und zog mit seiner Familie nach Ungarn. In der kommunistischen Zeit arbeitete Niczky als Kutscher und Heizer. Er starb hochbetagt im Dezember 1992 in Budapest.
Infos
Stück: Katharina Tiwald und Peter Wagner
Dramaturgische Einrichtung und Inszenierung: Peter Wagner
Darsteller:innen: Petra Strasser, Reinhold Moritz
Regieassistenz: Valentina Himmelbauer
Videos – Kamera und Schnitt: Peter Wagner
Bühnenfiguren: Wolfgang Horwath
Kostüm: Markus Kuscher
Lichtdesign: Alfred Masal
Produktionsleitung: Patrick Baumann, Alfred Masal
Bühnenbau: Florian Decker, Jan Tomsits
Büro: Sonja Halper-Weber, Silvia Magdits