DIE VIRTUELLE KOMPONENTE

Selbstpräsentation, Streaming, virtuelle Spielmuster – die neuen Herausforderungen an ein Kunsthaus der Gegenwart

In dem Maße, wie sich der virtuelle Kosmos Platz und Bedeutung in unser aller Leben gesucht und gefunden, ja erzwungen hat, stellt er auch und gerade für die Kunst eine Herausforderung dar, der schwer auszuweichen ist. Je spielerischer sich der Umgang mit ihr gestaltet, desto einfacher und effizienter ist sie letztlich auch in das künstlerische Schaffen zu integrieren.

Keine Angst also vor der möglichen Blase einer Versprechung, von der wir nach wie vor nicht genau wissen, in welche Richtung sie die Welt führt! Die Kunst mit ihren speziellen Sensoren ist prädestiniert, die richtigen Fragen auf Gegenwart und Zukunft weltweit vorangetriebener Prozesse zu stellen. Wenn sie sich dabei der jeweils neuesten Techniken bedient, so ist dies nicht nur ihr legitimes Recht, sondern mitunter geradezu eine Notwendigkeit.

selbstpräsentation

Was die Selbstpräsentationen eines Kunsthauses in den sozialen Medien oder auf diversen virtuellen Plattformen betrifft, so ist diese mittlerweile ohnehin zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die kaum vernachlässigt werden kann. Dutzende Trailer und Vorberichte, hunderte wenn nicht sogar tausende Mitteilungen, Fotos, Statements über Veranstaltungen, Künstler*innen und anderweitige Events sind in das Netz gegangen – und werden es wohl auch in Zukunft tun. Wie sympathisch uns das letztlich ist oder auch nicht, ist es doch mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden.
Größer als erwartet waren zuletzt die Herausforderungen, die die Pandemie dem Kulturbetrieb beschert hat. Aber sie hat nicht nur Beschränkungen gebracht, sondern auch Angebote gemacht. Eines davon besteht in der Möglichkeit, Kunstwerke der bildnerischen, musikalischen und darstellenden Kunst in den virtuellen Raum zu stellen und, wenn auch in sinnlich reduzierter Form, das Publikum weiterhin einzubinden.


Diese Website bietet hiermit auch ein virtuelles Angebot zur Rezeption eines Teils jener künstlerischen Aktivitäten, die das Haus in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Nützen Sie es! Und geben Sie uns gerne auch Feedback!

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Künstlche Intelligenz

Anmerkungen zu einem Jahresschwerpunkt

Neue Wortschwärme surren durch unsere Köpfe und besetzen Fantasie, Denken, antizipierendes Gedächtnis, (Alb-)Träume, Gestalten und Handeln sowie weltweiten Daten-, Geld- und Handelsverkehr, Betrug und Betrugsbekämpfung, Linguistik und Sprachpolizei gleichermaßen. Ein Auszug aus einer endlosen Liste, wahllos aus dem verwirrenden Sprachschatz einer anglizismenlastigen Gegenwart gepickt: Big Data, Künstliche Intelligenz, Algorithmus, Bots, Optimierung, Wokeness, Speeddating, Satisficing, Likes, Cloud Computing, Facebook-Manager, Newspeak, Blackbox, Blockchain, Non-fungible Token (NFT), Dystopia, Digital Natives, Social Robots, Neuronale Netzwerke, Pixel, DeepFake, Artificial General Intelligence, Credit Scoring, Hacker, Provider, Cyberwar und Cyber Safety, Predictive Policing, Ranking, Tinder, Snipes, Whiteboards, Bodyshaming usw. usf.

Man darf sich fragen, was solch eine schnoddrig zusammengetragene Liste in der Programmzeitschrift eines Kunsthauses verloren hat. Nun, wir gestehen, erstens, der Sprache der Zeit nicht weniger ratlos gegenüberzustehen als jener Teil der Menschheit, der nur bedingt Heimat in ihr finden kann und will. Wir geben aber, zweitens, zu, gerade in diesem Zusammenhang dem Reiz eines unlauteren Spiels nicht abgeneigt zu sein, zumal es sich bei allem, was sich in den Psychen der Menschen und ihren gesellschaftlichen Realitäten reibt, um ein Urangebot an die Kunst handelt. Und, drittens, verheimlichen wir nicht, dass es gerade auch bei uns ein Interesse an Themen gibt, die sich mit nicht mehr zu überhörendem Säbelrasseln mitten in unserer Gesellschaft breitmachen.
Solch ein Thema ist natürlich auch die Künstliche Intelligenz (KI). Es wäre vermessen zu behaupten, wir hätten dieses Thema auch nur ansatzweise im Griff. Nein, aber wir spüren, dass es umgekehrt bald uns im Griff haben könnte, und das womöglich ausgelassener, als uns lieb sein kann. Umso mehr zwingt sie uns zur Auseinandersetzung. Gewiss, das ist längst nicht im nötigen Umfang möglich, da ihre Facetten bereits heute derart mannigfach sind, dass ein umfassender Überblick selbst Expertinnen und Experten bereits überfordert. Und doch muss die Kunst nun einmal, was sie muss:
dem Drang zur Auseinandersetzung mit ihren je eigenen Mitteln in ihrer je eigenen Zeit und ihren je eigenen Umständen nachgeben und nachgehen!

Der heurige Jahresschwerpunkt des OHO widmet sich denn auch nur einigen punktuell ausgewählten Aspekten der Künstlichen Intelligenz. Der Begriff selbst mutet zunächst halbwegs einleuchtend an, geht es doch um etwas, das von der menschlichen Kreativität künstlich erzeugt wird, um der Menschheit unter die Arme zu greifen. Und doch erweckt er in uns nicht nur Hoffnung auf eine gerechtere, bessere und durch die Mitwirkung der Technik nun wirklich allen zur Verfügung stehende Welt, sondern bei Weitem mehr noch tiefsitzende Ängste bis hin zur Vision vom Ende des bis jetzt gekannten Menschlichen, ja der menschlichen Existenz überhaupt.
Umso mehr treibt uns der Ehrgeiz, den Begriff ein wenig aufzubrechen und einige Löcher in die ihn umgebende Aura intellektueller und technischer Unnahbarkeit zu schlagen.

Eines der Projekte des heurigen OHO-Schwerpunktes trägt den Titel BLOCKCHAIN MY HEART und ist eine Kunstaktion, an der ein Riesenaufgebot an  Künstlerinnen und Künstlern mehrerer Genres teilhat. In ihr wird nicht nur Kunst in reichlicher Fülle dargeboten, sondern auch die Möglichkeit hinterfragt,  durch sogenannte NFTs und Blockchains (zu beiden Begriffen siehe die Beschreibungen in den entsprechenden Artikeln in diesem Blattwerk) eine neue Verkaufsstrategie für Kunst zu lukrieren. Wir wollen dieser Aussicht weder euphorisch noch abwertend gegenüberstehen, sondern uns insofern in das Thema einbringen, als sich an ihm die Fragen nach Sinn, Nutzen, Entwicklung und Aussicht der scheinbar unbeschränkten Möglichkeiten der Technik auch in der Kunst diskutieren lassen.

Mit der Produktion DER KÜHLSCHRANK SPRICHT MIT MIR wird ein weiterer Aspekt der KI, wie sie sich immer weiter auch in unseren Alltag drängt, aufgeworfen und zur Diskussion gestellt. Die Autorinnen und Autoren Petra Ganglbauer, Michael Hess, Siegmund Kleinl, Sophie Reyer, Katharina Tiwald und Konstantin Milena Vlasich präsentieren multimedial aufbereitete literarische Beiträge, die sie eigens für diesen Abend und sein Thema verfas st haben. Der Abschluss des OHO-Jahres bietet schließlich eine absolute Novität im Haus in der Lisztgasse 12! Es ist die Premiere einer brandaktuellen Oper mit einem äußerst ehrgeizigen künstlerischen und technischen Konzept.

VANESSA GEHT ZU DEN WALEN – eine Road-Opera wird am 31. Dezember 2022 ihre Uraufführung im OHO erleben und dann in andere Landesteile, insbesondere auch in das Kulturzentrum Eisenstadt, weitergereicht. Auch in ihr wird Künstliche Intelligenz eine Rolle spielen, allerdings kaum vordergründig – geht es doch in erster Linie um ein weiteres, womöglich noch größeres Menschheitsthema der Gegenwart: unseren Umgang mit dem Planeten und letztlich mit uns selbst! Sichern Sie sich jetzt schon die Karten!

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