AUs belarus ins Exil - Schreiben, um sich zu erinnnern

Lesung und Diskussion mit Sasha Filipenko und Katharina Tiwald

Sonntag, 01. Oktober 2023 * 17:00 Uhr

Eintritt: frei

Der P.E.N.-Club – Burgenland versteht die Einladung an Sasha Filipenko als Zeichen der Solidarität mit allen, für die der russische Angriff auf die Ukraine schwerwiegende persönliche Folgen hat – und als Angebot an all jene, die den historischen Hintergrund des heutigen Russlands besser verstehen möchten.

 

Eine Kooperation zwischen dem Burgenländischen P.E.N.-Club und dem OHO
anlässlich 100 Jahre österreichischer P.E.N.-Club 1923/2023 der Verteidigung des freien Wortes verprlichtet.

 

Die Beziehungen zwischen Russland und Belarus sind unklar. Es ist nie ganz ersichtlich, zu welchem Teil Belarus am Konflikt Russlands auf die Ukraine beteiligt ist. Dass Belarus die letzte Diktatur Europas sein sollte, hat sich leider nicht bewahrheitet. Wohin wir auch schauen, autoritär diktatorische Tendenzen neben wieder überhand. Und das Beispiel Russland zeigt, wie Konflikte und Krieg dies noch verstärken können. Für viele RussInnen und BelarusInnen bedeutete das Flucht ins Ausland vor politischer Verfolgung – harte persönliche Konsequenzen.

In Russland und seinem Satellitenstaat Belarus wird das Erinnern an Gewalt und Unrecht, die in der Zeit der kommunistischen Diktatur praktiziert wurden, aktiv unterdrückt – NGOs wie etwa Memorial, wo man sich der Ortung von Massengräbern aus der Sowjetzeit widmete, wurden verboten. Deswegen kann Sasha Filipenko nicht in seiner Heimat leben: Der belarussische Schriftsteller wühlt sich, Buch nach Buch, durch die Schmerzens- und Schreckensgeschichte des sowjetischen (und postsowjetischen) Systems, ohne die das heutige Russland nicht in seiner Gänze zu erfassen ist. Auf Deutsch erscheinen seine – im Original russischen – Romane in der Übersetzung von Ruth Altenhofer bei Diogenes, sie bilden eine für das mittel- und westeuropäische Publikum sehr zugängliche Chronik der stalinistischen Diktatur, ihrer Methoden und Folgen, die in den Nachfolgestaaten spürbar sind.

Filipenkos neuester Roman, „Der Kremulator“, dreht sich auf aberwitzige Weise um einen zentralen Punkt der Massenvernichtung im sowjetischen System, nämlich um das Moskauer Krematorium. Dessen Leiter zur Zeit des stalinistischen „Großen Terrors“ der Dreißigerjahre war Pjotr Nesterenko, aus dessen Ich-Perspektive heraus Sasha Filipenko einen gekonnt geknüpften Teppich aus Fakten und Fiktion ausbreitet. Zentrales Motiv ist das des Verhörs, denn – wie es vielen Tätern dieser Zeit widerfahren ist – auch Nesterenko wird eines Tages verhaftet.

Ohne Kunst und Kultur wird's still!
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